Agilität in der Krise Britta Redmann

Agilität vs. Krise

Inhalt

Die Zeichen verdichten sich, dass die guten Zeiten der letzten Jahre durch einen deutlichen und nachhaltigen Abschwung abgelöst werden. Während in den letzten Monaten noch die Hoffnung bestand, ausschließlich durch Kurzarbeit der veränderten wirtschaftlichen Gesamtlage entgegentreten zu können, mehren sich nun die Meldungen aus Firmen, welche einen deutlichen Personalabbau ankündigen. Beispielhaft sei hier nur Daimler erwähnt, die in den letzten Tagen erklärt haben, dass wohl mehr als 15.000 Arbeitsplätze abgebaut werden müssen. Agilität kann hier Unternehmen in der Krise und nach einem Personalabbau stärken.

Die Krise ist in den Unternehmen angekommen

Die durch Corona bedingte Krise in der Wirtschaft hat auch den Mittelstand erreicht, denn in zahlreichen mittelständischen Firmen wird sich wohl Ähnliches wie bei Daimler, BMW, MAN … in den nächsten Monaten abzeichnen, da viele Zulieferer von der wirtschaftlichen Kraft der klassischen großen Industriekonzerne von diesen abhängig sind. Viele Unternehmen beschäftigen sich bereits jetzt mit Möglichkeiten von betriebsbedingten Kündigungen bis hin zu Massenentlassungen.

Versäumnisse der Vergangenheit: Weiterbildung & agile Strukturen

In den letzten Jahren waren bei erfolgreichen Firmen Änderungen der Organisation nicht unbedingt erforderlich, da man auch mit klassischen Strukturen und Arbeitsmethoden in einem boomenden Markt sehr gut bestehen konnte. Es war insoweit auch nicht erforderlich, großartig in Weiterbildung zu investieren, da die vorhandenen Produkte durch die bestehenden Maschinenparks erfolgreich produziert und verkauft werden konnten. Eine (wirtschaftliche) Krise war überhaupt kein Thema.

Corona als Beschleuniger für pandemiefeste Unternehmen

Corona hat nun wie ein Brandbeschleuniger gewirkt, und bestehende strukturelle Schwächen von Staaten, der volkswirtschaftlichen Systeme, vieler Branchen und eben auch von zahlreichen Unternehmen in kurzer Zeit drastisch offengelegt. Wir sind nicht „pandemiefest“ aufgestellt.
Wenn in zahlreichen Firmen vor Corona noch die Auffassung bestand, man habe hinreichend Zeit, erforderliche Änderungen behutsam vorzunehmen, hat die jetzt durch Corona folgende Krise den ihnen zur Verfügung stehenden Zeitraum aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen drastisch verkürzt. Dies wird sowohl auf Arbeitgeberseite als auch auf Seiten der Gewerkschaften, wie auch der Politik so gesehen.

Agilität – stärkt Unternehmen nach Personalabbau

In zahlreichen Firmen wird daher in der nächsten Zeit nicht nur über Aufhebungsverträge nachgedacht werden, sondern es werden auch Interessenausgleiche und Sozialplanpläne und damit einhergehend betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden müssen. Die verbleibenden Organisationen werden relevant verkleinert sein, sie werden verstärkt darauf abstellen müssen, dass ihre verbleibenden Belegschaften agiler als bisher werden arbeiten können. Denn die verbleibenden Belegschaften werden nicht nur die aktuelle Situation meistern müssen: sie müssen gleichzeitig auch die Zukunft der jeweiligen Firmen erarbeiten, denn in vielen Firmen wird aufgrund veränderter Anforderungen von bisherigen Kunden als auch neuen Kunden sowie über bestehende Produkte und die Positionierung der Unternehmen im Markt neu nachgedacht werden müssen.
Es ist also sehr wesentlich, dass auch im Rahmen von vorzunehmenden Massenentlassungen verstärkt darauf geachtet werden muss, dass Mitarbeitende mit agilen Fähigkeitsprofilen von Kündigungen nicht betroffen werden. Gleichzeitig muss den Belegschaften das Wissen vermittelt werden, welche modernen agilen Arbeitsformen zukünftig im Unternehmen umgesetzt werden müssen, damit das Unternehmen im jeweiligen Markt eine gute und sichere Zukunft hat.
Dies alles ist durchaus mit dem Kündigungsschutzgesetz vereinbar. So besagt § 1 Abs. 3 Kündigungsschutzgesetz, dass aus einem berechtigten betrieblichen Interesse Mitarbeiter aus der Sozialauswahl ausgenommen werden können. Dies betrifft insbesondere solche Arbeitnehmer, deren Weiterbeschäftigung wegen ihrer Kenntnisse, Fähigkeiten und Leistungen oder zur Sicherung einer ausgewogenen Personalstruktur des Betriebes (siehe BAG 26.3.2015, AP KSchG 1969 § 1 Namensliste Nr. 25) erforderlich ist.

Fazit: Mit Agilität aus der Krise

Selbst wenn man in der Vergangenheit in vielen Unternehmen die Auffassung haben dürfte, dass die Einführung agiler Arbeitsformen nicht erforderlich war, wird sich aufgrund der Gesamtwirtschaftslage der Schritt in die Richtung der Agilität nicht mehr vermeiden lassen.
Vor diesem Kulturwandel und pragmatischen Organisationsanpassungen muss man auch keine Angst haben. Angst sollte man dann haben, wenn man die notwendigen Änderungen in dieser Zeit in den Unternehmen verschläft.
Wir müssen daher gegebenenfalls nicht etwas Neues erfinden, sondern lediglich das vorhandene Konzept der Agilität auf breitere Füße stellen und breiteren Kreisen in der Gesellschaft vermitteln.
Die Entscheidung liegt bei uns: Agilität oder Krise? 😉

Quellen/Hinweise:

https://www.wiwo.de/themen/arbeitsplatzabbau/seite-2

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