Urlaubsplanung in Krisenzeiten Britta Redmann

Die Urlaubskrise nach der Coronakrise

Inhalt

Wenn 40 Millionen Deutsche gleichzeitig in Urlaub fahren, dann haben wir die Urlaubskrise nach der Coronakrise. Können Sie sich das vorstellen? Herbst 2020: 40 Millionen Deutsche wollen gleichzeitig in Urlaub fahren, weil ihre Urlaubswünsche, Reisen und Sehnsüchte in diesem Jahr durch das Coronavirus zum Platzen gebracht worden sind. Nachdem die Corona Krise hoffentlich bis zum Sommer überwunden werden kann, wird sich die „Urlaubskrise“ im Herbst anschließen.

Urlaubsrecht schützt nicht vor Reisebeschränkung

Schon in diesen Tagen stellen sich unzählige Menschen die Frage, auf welche geschickte Art und Weise sie zu welchem Zeitpunkt Urlaubsanträge bei ihrem Arbeitgeber stellen können, damit sie die Sicherheit und Gewissheit haben, in diesem Jahr doch noch einen schönen Urlaub verbringen zu können. Es werden in diesen Tagen z.B. kreative Urlaubsanträge „unter Vorbehalt“ gestellt, – also unter dem Vorbehalt, dass die Corona Krise überwunden sei, dass die Kontaktbeschränkung aufgehoben sei und das kein Reiseverbot bestünde. Sollten diese Umstände nicht eintreten, möchte man gerne so gestellt sein, als ob man gar keinen Urlaubsantrag eingereicht hätte und auf das Eintreten besserer Urlaubsbedingungen noch warten kann. Das Coronavirus hat in den letzten Wochen zahlreiche Menschen mit einer für sie ungewohnten Klarheit darauf aufmerksam gemacht, dass das deutsche Urlaubsrecht leider nicht davor schützt, das wenn Reisen ausfallen, ein Mitarbeitender eben nicht das Recht hat, den Urlaub dem Arbeitgeber einfach wieder zurückzugeben. Denn: ist der vom Mitarbeitenden geplante Urlaub vom Arbeitgeber genehmigt, dann ist diese Planung verbindlich und kann nicht einseitig von nur einer Seite wieder aufgehoben werden. Das kann dann nur einvernehmlich geschehen.

Gleichfalls werden viele Mitarbeitende mit der Wirklichkeit konfrontiert, dass sie auch nicht gegenüber den Arbeitgebern automatisch einen Anspruch auf Genehmigung von Urlaub haben, wenn die Reiseplanungen zu gelingen scheinen. Es bleibt auch abzuwarten, welche Konflikte erst in den Unternehmen zwischen den Kolleginnen und Kollegen ausbrechen, wenn alle gleichzeitig in den Urlaub möchten…

Neue Urlaubsformate nach Corona

Doch betrachten wir noch mal eine andere Seite, denn es kann sein, dass völlig neue Urlaubformen entstehen werden. Anstelle des von vielen geradezu automatisch gewählten gemeinsamen Urlaubs mit Eltern und Kindern können in der zweiten Jahreshälfte völlig neue Urlaubsformate entstehen, da die von doch einigen empfundene „Kasernierung bei ihren Familien“ im Nachgang psychologisch überwunden bzw. bewältigt werden muss. Auch wenn das gegenwärtige intensivere familiäre Zusammenleben als eine wichtige und sehr positive Erfahrung verstanden werden kann, so kann dies gleichwohl dazu führen, dass manche Menschen ihren nächsten Urlaub gar nicht mehr unbedingt mit den geliebten Familienangehörigen – zumindest nicht in Ihrer Gesamtheit – zu verbringen suchen. Es darf davon ausgegangen werden, dass zahlreiche Kinder es bevorzugen werden, nicht mit ihren Eltern, sondern eher mit Gleichaltrigen die Welt neu zu erkunden. Ebenso kann man sich vorstellen, dass manche Mütter und Väter eher noch mal eine „Zweisamkeit“ anstreben werden, um entweder das Erlebte gemeinsam zu überwinden oder eine andere „Lösung“ zu besprechen, welche sich in diesen Tagen in der ein oder anderen Familie unter Umständen angekündigt hat…

Wie Arbeitgeber Urlaubstage jetzt attraktiv machen können

Wie aber können Arbeitgeber schon jetzt agieren, um ihren Mitarbeitenden eventuell einen Urlaub schon in den nächsten Wochen und Monaten attraktiv erscheinen zu lassen und zu ermöglichen?

Viele die ein Haus und einen Garten haben, könnten seitens der Arbeitgeber mit einem Urlaubskonzept angesprochen werden, das es von manchen auch jetzt schon – also noch in Zeiten einer Kontaktbeschränkung – als attraktiv empfunden wird, ihren Urlaub in der nächsten Zeit zu nehmen. Dies könnte vielleicht durch Gutscheine aus Baumärkten unterstützt werden, um die nächsten Monate zu nutzen, Haus und Hof auf Vordermann zu bringen. Von zahlreichen Menschen könnte eine solche Option durchaus als eine attraktive Alternative empfunden werden, sich in diesen merkwürdigen Wochen das eigene Umfeld und damit das Leben in den eigenen Wänden schöner zu machen. Dies ginge auch alles ganz konform mit den Auflagen zur sozialen Abstandswahrung. Trotzdem würde der Urlaub etwas „Schönes“ hervorbringen und damit ein positives Erleben schaffen – ohne unter der Ungewissheit leiden zu müssen, ob im Herbst wirklich die ersehnte Reise ins Ausland möglich sein wird. So könnten Arbeitgeber es eventuell schaffen, dass ein Teil der Belegschaft schon in den nächsten Monaten die Urlaubsansprüche realisieren wird und im Herbst dann zur Verfügung stünde, wenn die anderen Arbeitnehmer ihre Fernreisen antreten wollen oder auch müssen.

Pause vom Corona-Alltag durch weniger Ferien

Schon zum jetzigen Zeitpunkt stellt sich auch die Frage, ob die von vielen Menschen als immer noch selbstverständlich unterstellten Sommer- und Herbstferien in diesem Jahr wirklich werden stattfinden können oder zumindest in der üblichen Dauer ausgelebt werden können. Denn aus Sicht mancher Schulministerien stellt sich natürlich die berechtigte Frage, ob angesichts des aktuellen Ausfalls von Unterrichtsstunden – und der quasi Beurlaubung der Kinder in diesen Wochen – nicht eventuell Ferien gestrichen werden müssen. Erstaunlicherweise darf davon ausgegangen werden, dass eine solche Entwicklung von vielen zwar als ungewöhnlich empfunden werden dürfte, keineswegs aber als unglücklich. Denn immerhin würde diese Gestaltung sowohl Eltern als auch Kindern gestatten, wieder in gewohnter „Getrenntheit“ dem Alltag zu begegnen und eine Verfestigung in der aktuellen Phase im Ausstehen der familiären Konflikte zu vermeiden. Gleichzeitig würde das Jahr 2020 für die Bildung mancher Schülerinnen und Schüler nicht zu einem verlorenen Jahr gemacht, welches über ganze Lebenswege entscheiden kann.

Fazit

Wir werden in diesem Jahr jedenfalls viele Möglichkeiten haben, neuen oder zumindest ganz anderen Urlaubsbedürfnissen und daraus abgeleiteten Urlaubskonzepten zu begegnen, die wir sowohl in ihrer Ausgestaltung als auch in der Menge der verschiedenen Urlaubswünsche so in der Vergangenheit wohl nicht erlebt haben.

So möchte ich diesen Beitrag mit der Frage beschließen, wann und wie Sie denn nun ihren Urlaub geplant haben, ob Sie ihn mit der Familie erleben möchten, oder ob es auch für Sie andere Alternativen gibt 😉 …

 

 

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