Wenn man als Führungskraft hauptsächlich digital agiert – ist man dann eigentlich noch Digital Leader oder schon Influencer?
Die Frage mag sich skurril anhören. Aber ich finde die Parallelen extrem spannend – auch vor dem Hintergrund, was eigentlich Führung für künftige Generation attraktiv machen kann.
Was die Reichweite und den Einfluss angeht, ist jeder Influencer von Natur aus ein Anführer in seinem Bereich, und jeder Anführer wiederum hat von Natur aus Einfluss in seiner Branche. Man kann nicht das eine sein, ohne das andere zu sein, und so sind wir in der heutigen Zeit angekommen – im Zeitalter des Einflusses als Macht. Und das, wo wir doch Leadership gar nicht mehr mit Macht verbinden.
Führung neu denken
In der heutigen Zeit, in der wir uns zunehmend in einer digitalen Welt bewegen, werden Führungskräfte vor immer neue Herausforderungen gestellt. Neben der klassischen Führungskompetenz sind ganz andere – nämlich digitale Kompetenzen gefragt. Führungskräfte müssen in der Lage sein, flexibel auf neue Herausforderungen und Entwicklungen zu reagieren und ihre Strategien entsprechend anzupassen. Die digitale Transformation erfordert oft große Veränderungen in Unternehmen. Diese Veränderungen gilt es zu managen und Mitarbeitende erfolgreich durch den Wandel zu führen. Eine klare und transparente Kommunikation ist in der digitalen Arbeitswelt von großer Bedeutung. Informationen und Entscheidungen klar und verständlich zu kommunizieren und auch remote eine positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen sind wichtige Kompetenzen.
Führungskräfte müssen die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden kennen – Influencer müssen die Wünsche ihrer Zielgruppe kennen. So viel Unterschied liegt da nicht dazwischen!
Was ist Digital Leadership?
Digital Leadership bezeichnet die Führung von Unternehmen und Mitarbeitern in der digitalen Welt. Es geht dabei nicht nur um die Implementierung von neuen Technologien und die Nutzung von digitalen Plattformen, sondern auch um die Schaffung einer Unternehmenskultur, die geprägt ist von Offenheit, Transparenz, Agilität und Innovationsbereitschaft. Digital Leadership bedeutet somit auch, dass Führungskräfte ihre Führungskompetenzen anpassen und weiterentwickeln müssen, um den Anforderungen der digitalen Welt gerecht zu werden.
Führung oder Beeinflussung?
In der analogen Welt waren Führungskräfte in erster Linie dafür zuständig, Mitarbeiter zu führen. Sie setzten Ziele, delegierten Aufgaben, überwachten Fortschritte und gaben Feedback. In der digitalen Welt kommt jedoch noch eine weitere Aufgabe hinzu: Führungskräfte müssen ihre Mitarbeiter beeinflussen. Sie dürfen und sollen ihnen die Bedeutung der Digitalisierung und der damit einhergehenden Veränderungen vermitteln und sie dazu motivieren, neue Technologien zu nutzen und innovative Ideen zu entwickeln.
Influencer sind Personen, die aufgrund ihres Wissens, ihrer Erfahrung oder ihres Charismas eine hohe Glaubwürdigkeit und Reichweite haben und somit in der Lage sind, andere Menschen zu beeinflussen. Sie sind Vorbilder und können durch ihre Handlungen und Aussagen Verhaltensänderungen bei anderen auslösen.
Im digitalen Zeitalter sind Führungskräfte somit nicht mehr nur dazu da, um Mitarbeiter zu führen, sondern auch dazu, um sie zu beeinflussen und zu inspirieren. Sie müssen als Vorbilder fungieren und durch ihr eigenes Handeln und ihre Aussagen andere dazu motivieren, neue Technologien zu nutzen und innovativ zu sein.
#IndustrialDigitalLeadership
Dr. Dieter Zetsche war von 2006 bis 2019 Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren durch eine umfassende Digitalisierungsstrategie geprägt. Unter seiner Führung hat Daimler die Digitalisierung in allen Bereichen des Unternehmens vorangetrieben und sich auf autonome Fahrzeuge, Connected Cars und E-Mobilität konzentriert.
Dieter Zetsche gilt als Vorbild und Influencer im Bereich Digital Leadership und hat auch durch seine öffentlichen Auftritte und Interviews immer wieder betont, wie wichtig die Digitalisierung für die Zukunft der Automobilindustrie ist. Mit 260.000 Kontakten auf LinkedIn hat er dort Zeichen gesetzt, wie Social Networking auch als CEO funktioniert.
#FemaleDigitalLeadership
Lea-Sophie Cramer ist Mitgründerin und Geschäftsführerin von Amorelie. Unter ihrer Führung hat sich das Unternehmen zu einem der erfolgreichsten E-Commerce-Startups in Deutschland entwickelt und ist mittlerweile in mehreren europäischen Ländern aktiv. Lea-Sophie Cramer hat sich als Vorbild und Influencerin im Bereich Digital Leadership und Entrepreneurship einen Namen gemacht und ist regelmäßig als Speakerin auf Konferenzen und Events im In- und Ausland zu Gast.
Sie setzt sich für die Förderung von Frauen in der Tech- und Startup-Szene ein und hat 2018 gemeinsam mit anderen Gründerinnen die Initiative „We in Tech“ ins Leben gerufen, die sich für mehr Diversität und Chancengleichheit in der Tech-Branche einsetzt. Sie betont immer wieder, wie wichtig es ist, sich selbst treu zu bleiben und sich nicht von negativen Einflüssen abbringen zu lassen, um als Führungskraft erfolgreich zu sein.
Als Gründerin eines erfolgreichen E-Commerce-Unternehmens hat Cramer bewiesen, dass sie nicht nur eine starke Vision hat, sondern auch die Fähigkeit besitzt, ein Team zu führen und zu motivieren, um ihre Ziele zu erreichen. Das setzt sie heute als Gründerin ihrer Female Leadership Acadmey in perfekter Kombination um.
#DigitalBildungsLeader
Ob man Daniel Jung und seine Plattform Simpleclub als Digital Leader der Bildungsbranche bezeichnet möchte, lässt sich sicher diskutieren.
Aber er hat mit Simpleclub eine innovative Plattform für digitale Bildung geschaffen, die bei Schüler:innen und Lehrer:innen gleichermaßen beliebt ist. Er hat bewiesen, dass er in der Lage ist, eine erfolgreiche digitale Plattform aufzubauen und zu skalieren. Zudem hat er durch seine regelmäßigen Auftritte in den Medien und auf Konferenzen gezeigt, dass er eine klare Vision für die Zukunft der Bildung hat.
Die digitale Transformation in der Bildungsbranche ist vielleicht ein zu komplexes und umstrittenes Thema, um sie mit einem Unternehmen und dessen Wandel zu vergleichen – aber vielleicht ergeben sich auch ganz neue Optionen, wenn man es tut. Dafür braucht es Vorbilder, die positiv auffallen und innovative Lösungen umsetzen. Das hat Daniel Jung sicher bisher getan und tut es noch. Davon zeugen nicht zuletzt 80 Tsd. Follower auf Instagram und allein über 800.000 Abonnenten des Mathe-Kanals auf YouTube.
Fazit
Influencer haben sich zu ausgebildeten Experten ihres Fachs entwickelt, und Führungskräfte haben begonnen, ihre eigenen Unternehmen und Marken zu bewerben. Ich finde, dass Leadership durchaus beeinflussen darf – wenn die Grundwerte des Vertrauens, der Verantwortung und der transparenten Kommunikation gewahrt sind.
In diesem Sinne: führst du noch oder beeinflusst du schon ?