Was, wenn es gar nicht mehr nur die Digitalisierung ist, die Unternehmer und Unternehmen zum Neudenken zwingt? Wenn es statt oder vielmehr zusätzlich zu den vergleichsweise immer noch futuristischen menschengemachten Trends externe bzw. von Unternehmen ungewollte Entwicklungen sind, die Veränderung nötig machen?
Die Energiekrise!
Der Fachkräftemangel!
Die Zeiterfassung!
Uns fehlen die grundlegenden Ressourcen. Jetzt.
Welche Geschäftsmodelle können diesem Mangel an Ressourcen entgegengesetzt werden? Was ist der Betrieb der Zukunft mit dem arbeitsrechtlichen Rahmen der Zukunft?
Und wenn wir von Ressourcen sprechen: Was brauchen wir als Menschen?
Eine To-Do-Liste für die Arbeitswelt von heute (und morgen):
1. Fühl die Energie!
Die Energiekrise zwingt Unternehmen dazu, nachhaltige Lösungen zu finden. Wir müssen Arbeitsumgebungen energieeffizienter gestalten. Dies kann durch den Einsatz moderner Technologien zur Reduzierung des Energieverbrauchs oder durch die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen erreicht werden. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmern, Betriebsrat und Mitarbeitenden führt zu gemeinsam entwickelten und nachhaltig gemeinsam getragenen Lösungen.
2. Sei flexibel!
Der Fachkräftemangel erfordert innovative Ansätze, um qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig an das Unternehmen zu binden. Flexible und hybride Arbeitsmodelle können dabei helfen, eine ausgewogene Work-Life-Balance zu ermöglichen und gleichzeitig den Bedürfnissen der Mitarbeitenden gerecht zu werden. Dies kann beispielsweise die Einführung von Homeoffice-Regelungen, flexible Arbeitszeiten oder Teilzeitmodelle umfassen. Dabei ist es wichtig, den arbeitsrechtlichen Rahmen zu berücksichtigen, um eine faire Behandlung der Mitarbeitenden sicherzustellen. Wir brauchen nicht anstelle von, aber zusätzlich zu Betriebsstätten flexible Arbeitsumgebungen.
3. Nutze Deine Zeit!
Die effiziente Zeiterfassung stellt Unternehmen vor Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes. Innovative Lösungen im Bereich der digitalen Zeiterfassung und des Workforce-Managements können dazu beitragen, den administrativen Aufwand zu reduzieren und gleichzeitig die Einhaltung der arbeitsrechtlichen Vorschriften sicherzustellen. Durch den Einsatz von modernen Technologien können Arbeitszeiten transparent dokumentiert und Arbeitsabläufe optimiert werden.
4. Zusammen ist man weniger allein!
Die Entbetrieblichung der Arbeitswelt erfordert eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Betriebsrat und Mitarbeitenden. Kooperative Arbeitsstrukturen, wie beispielsweise Co-Working, Collaboration oder Netzwerk-Organisationen, können dazu beitragen, Ressourcen effizienter zu nutzen und die Zusammenarbeit zu fördern. In solchen Modellen werden Entscheidungen gemeinsam getroffen und Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt.
5. Sei dein Bestimmer
Statt starren Hierarchien und vorgegebenen Arbeitsabläufen sollten Unternehmen Raum für selbstbestimmtes Arbeiten schaffen. Mitarbeitende sollten die Möglichkeit haben, ihre Arbeitszeit und -orte flexibel zu gestalten. Indem sie ihre Aufgaben eigenverantwortlich organisieren, können sie ihre individuellen Stärken und Arbeitsweisen optimal einbringen. Dies erfordert ein Umdenken bei Unternehmern und Betriebsräten, um Vertrauen und Freiheit in der Arbeitsgestaltung zu fördern.
6. … aber wir entscheiden zusammen!
Anstatt Entscheidungen ausschließlich von der Unternehmensführung zu treffen, sollten alle relevanten Stakeholder in den Entscheidungsprozess einbezogen werden. Eine kollektive Entscheidungsfindung, bei der Unternehmer, Betriebsrat und Mitarbeitende gemeinsam Lösungen erarbeiten, fördert das Engagement und die Identifikation mit dem Unternehmen. Durch den Einsatz von partizipativen Methoden wie Co-Creation-Workshops oder Mitarbeiterbefragungen können innovative Ideen und Meinungen aller Beteiligten einfließen.
7. Sei einzigartig!
Der traditionelle Aufstieg innerhalb eines Unternehmens entspricht oft nicht mehr den heutigen Bedürfnissen der Mitarbeitenden. Innovative Karrieremodelle sollten individuelle Entwicklungspfade ermöglichen und verschiedene Formen von Aufstieg und Weiterentwicklung berücksichtigen. Dies kann beispielsweise die Schaffung von Fachkarrieren, Job-Rotation oder die Förderung von Projektleitungsrollen umfassen. Ein solcher Ansatz erlaubt es den Mitarbeitenden, ihre Kompetenzen zu entfalten und eine erfüllende berufliche Laufbahn zu gestalten.
8. Sharing is caring!
Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Betrieben kann viele Vorteile bringen. Statt Konkurrenzdenken sollten Unternehmen kooperative Netzwerke bilden, in denen Ressourcen geteilt, Wissen ausgetauscht und gemeinsame Projekte realisiert werden. Dies ermöglicht Effizienzsteigerungen, Synergieeffekte und den Zugang zu spezialisiertem Know-how. Unternehmer, Betriebsräte und Mitarbeitende sollten gemeinsam innovative Modelle für eine solche Zusammenarbeit entwickeln.
Und jetzt?
Digitale Ökosysteme wie Amazon oder Meta haben in der globalen Wirtschaft eine starke Position eingenommen. Obwohl sie in ihrer Größe und Reichweite einzigartig sind, können einige Aspekte ihres Geschäftsmodells unsere Arbeitswelt, den Mittelstand, die Betriebe jeglicher Größe und Arbeitsform übertragen werden.
9. Ich bin drin!
Digitale Ökosysteme haben gezeigt, wie wichtig eine starke Online-Präsenz ist. Auch für den deutschen Mittelstand ist es entscheidend, eine professionelle Website und eine Online-Verkaufsplattform einzurichten. Sparkassen können beispielsweise ihre Online-Banking-Dienste weiterentwickeln und einen einfachen und sicheren Online-Bezahlprozess anbieten. Dachdecker können ihre Dienstleistungen über eine Website bewerben und eine Online-Terminbuchung ermöglichen. Stadtverwaltungen können Bürgerportale entwickeln, auf denen Bürgerinnen und Bürger verschiedene Dienstleistungen online beantragen und verwalten können.
10. Mach was mit Menschen!
Digitale Ökosysteme zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, personalisierte Angebote und Empfehlungen zu bieten. Unternehmen müssen Kundenorientierung und Bedürfniserfüllung in den Fokus setzen. Beratungsdienste verbessern, maßgeschneiderte Lösungen, kundenzentrierte Dienstleistungen und Angebote – Produkte und Dienstleistungen der Zukunft sind customized und keineswegs von der (KI)-Stange.
11. Spinn´öfter rum!
Spinnenfäden sind dünner als ein menschliches Haar, reißfester als ein Stahlfaden und dehnbarer als Gummi. Netzwerke und Digitale Ökosysteme profitieren von Kooperationen mit anderen Unternehmen und der Bildung von Netzwerken. Der deutsche Mittelstand kann diese Zusammenarbeit nutzen, um Synergien zu schaffen und seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. StartUp-Verbünde auf dem Land, Übernachtungsmöglichkeiten in leerstehenden Ladenlokalen, Co-Crafting im Handwerk oder generationenübergreifende Kulturprojekte – alles ist möglich!
12. Daten und Gesetze sind cool!
Digitale Ökosysteme nutzen umfangreiche Daten, um ihre Angebote zu optimieren und ihre Entscheidungen zu unterstützen. Bei aller Kreativität im positiven Sinne und Unsicherheit im negativen Sinne können wir von einer datenbasierten Entscheidungsfindung profitieren. Datenanalysen ebenso wie das Arbeitsrecht sind unsere Leitplanken. Sie müssen vielmehr verstanden werden als Wegweiser denn als Begrenzer. Gerade in Zeiten der Transformation ist es wertvoll zu wissen, was Bestand hat.
Fazit: Unternehmen neu denken…
… mit den Ressourcen, den Regelungen und den „Grenzen“, die wir kennen. Denn nur dann können wir sie überwinden!
Die Entbetrieblichung der Arbeitswelt erfordert innovative Lösungen, die über die Digitalisierung hinausgehen. Durch energieeffiziente Arbeitsumgebungen, flexible Arbeitsmodelle, digitale Zeiterfassung und kooperative Arbeitsstrukturen können Unternehmen den Ressourcenmangel angehen und gleichzeitig im Einklang mit dem Arbeitsrecht handeln.
Die Arbeitswelt der Zukunft ist komplex. Und das schon heute. Umso wichtiger, das wir Menschen, in welcher Rolle im Unternehmen wir auch immer sind, als vernetztes, kommunizierendes und agiles Ökosystem zusammenwirken!